Lange Zeit war relativ unbekannt, daß Dieter Hallervorden seine Wurzeln im politischen Kabarett hat.
Denn seine Klamaukserie “Nonstop Nonsens” aus der 2. Hälfte der 70er Jahre mit der er richtig populär wurde, zielt in eine ganz andere humoristische Richtung.
Die überaus erfolgreiche Serie legte nahe, mit dem Didi-Klamauk den Sprung auf die große Leinwand zu wagen, und so entstanden in den 80er Jahren eine Reihe Kinofilme,
deren erster 1981 “Ach, du lieber Harry” war.

Hier spielt Dieter Hallervorden den Privatdetektiv Harry App, der mangels anderer Aufträge ein Zuchtkaninchen per Bahn zu einer Kaninchenschau ins schweizerische Lausanne bringen soll.
In dem D-Zug befindet sich dummerweise ein weiteres, sehr ähnlich aussehendes Kaninchen in einem identischen Kaninchenstall – dessen doppelter Boden dann kurzfristig von zwei als Geistliche verkleideten Kunstdieben als Versteck für einen gestohlenen Renoir herhalten muß.
Und ein weiterer Privatdetektiv ist auch noch unterwegs.
Die Saat für allerlei Verwechslungen und Verstrickungen ist also gelegt….

München
Am Anfang des Filmes bei 0:00:40 ist Harry in seinem Goggomobil Coupe auf dem Georg-Brauchle-Ring am Olympiagelände unterwegs und unterquert die Hanns-Braun-Brücke.
Der unkonventionelle Ampelstopp ab 0:00:48 findet an der Ecke Lerchenauer- / Birnauer Straße statt; direkt vor dem ehemaligen Hochbunker
Die Hochhäuser des Olympiadorfes sind durch die zztl. davor gebaute BMW-Welt
heute kaum mehr sichtbar.
Bei 0:01:39 überquert Harry den Odeonsplatz ….
…. und erreicht ab 0:01:44 das Lehel direkt an der St.-Anna-Kirche, wo sich im Dachgeschoss
der Sankt Anna Strasse 15 sein armseliges Büro befindet.
Mehrmals schön zu sehen: Das Goggo hat noch die hinten angeschlagenen Türen,
wie sie bei den Baujahren vor 1964 üblich waren.
Harry erschwindelt sich eine nicht der StVO entsprechende Parkmöglichkeit
durch Vortäuschen einer Panne  0:01:51
Heute wird hier gar nicht mehr geparkt, die Straße ist heute ein Fußgängerbereich.
Der D-Zug nach Lausanne fährt vom Gleis 13 des Münchner Ostbahnhofes (ab 0:06:13)
Auch die Szenen vor dem Bahnhof, in denen Harry und Privatdetektivin Jane aneinandergeraten, wurden hier gedreht. Man erkennt im Hintergrund öfter ein Schild, daß auf den Bau der U-Bahn hinweist;
dieser veränderte den Orleansplatz vor dem Bahnhof massiv.

Fels in der Brandung ist das Postamt, welches heute noch wenig verändert existiert. (0:09:44)
Der D-Zug erreicht bei 0:52:05 Lausanne.
Die Szenen im Bahnhof zeigen den ankommenden Zug in der Haupthalle auf Gleis 12
….
…. die folgenden Szenen mit jeweils zwei Schweizer Polizisten, echten Ordensbrüdern, falschen Patern drehte man im Starnberger Flügelbahnhof.
Zum Schluss des Filmes verfolgen Harry und Jane mit einem Taxi den Mülllastwagen,
 in dem sie die 20000 DM vermuten, doch das Geld hat Harry´s raffinierte Auftraggeberin schon vorher beiseite geschafft….
Der Müllberg wurde ab 1987 renaturiert und ist ein beliebtes Naherholungsgebiet, trotz der Lage direkt in der Südostecke der Autobahnkreuzes München Nord. Zur gleichen Zeit entstand die Deponie Nord-West, die hier in Bildmitte über dem zztl fast vollständig zugewachsenen Autobahnkreuz zu sehen ist.
Die älteste Kirche auf dem heutigen Stadtgebiet Münchens wurde im Film von Harry verdeckt
Auf der im Film freien Fläche links neben dem Autobahnkreuz steht heute die Allianz-Arena,
und unten die Kunstinstallation “versunkenes Dorf”.
Deisenhofen

Harry verpasst die Abfahrt des Zuges, und versteckt sich in Jane´s Auto.
Bei einem Halt vor einem geschlossenen Bahnübergang am südlichen Ende des Bahnhofes Deisenhofen nimmt Jane dann noch einen reichlich schrägen Anhalter mit. (ab 0:11:32)

Dachau

Die Szenen am Bahnhofsvorplatz von „Kempten“ entstanden in Dachau. (ab 0:19:02)

 Bei 0:36:13 kommt Harry mit seinem Krankenfahrstuhl vor dem Bahnhof an. Da die Bremse nicht mehr funktioniert, stoppt er das Gefährt, indem er den Benzinschlauch abzieht.

Im Kreiskrankenhaus drehte man alle Krankenhausszenen.

Starnberg
Der Drehort von der Gleisseite des Bahnhofes Kempten findet sich im Starnberger Seebahnhof; der Zug stand dabei auf Gleis 1, welches die Ära Mehdorn nicht überlebte. (ab 0:19:11 und ab 0:37:19)
Pullach
Harry ist ziemlich eingegipst in einem Krankenfahrstuhl mit Mopedmotor entkommen und verfolgt das Taxi mit den beiden falschen Geistlichen. Da er den Bremshebel des Vehikels abreißt, sorgt er ab 0:35:25 für chaotische Verhältnisse an der Kreuzung Richard_Wagner- / Jaiserstrasse.
Er fährt anschließend gekonnt einen U-Turn und folgt dem Taxi anschließend in die Jaiserstrasse.
Von der Pater-Rupert-Mayer-Strasse biegt Harry in die Richard-Wagner-Strasse ab, und zerdeppert vor dem Haus Nr. 37 eine Fensterscheibe.
Gangkofen
Alle Szenen, die Harry am, unter oder auf dem Zug zeigen, drehte man auf der Bahnlinie
von Neumarkt-St. Veit nach Frontenhausen-Marklkofen grob 4 km südlich von Gangkofen. Da hier seit 1970 nur noch lokaler Güterverkehr stattfand, konnte man hier fast ungestört drehen.

“Die Fahrkarten bitte” — Harry besitzt kein Billett, und entzieht sich der Kontrolle indem er aus dem Fenster steigt. Diese Einstellung mit dem am Zug hängenden Harry bei 0:41:36 zeigt die Unterführung
beim Weiler Aigner bei Kilometer 83,7.  (Karte unten: hellblauer Pfeil)
Ja, bei den Schnellzugwagen der “Bauart 28” konnte man die ungeteilten Fenster bis zum unteren Fensterrand herunterlassen! Türschließeinrichtungen oder Türblockierung gab es ebensowenig.
Ich habe als Jungspund diese Wagen geliebt, auch wenn sie schon damals selten irgendwo mitliefen und 1982 völlig verschwanden. Heute baut man für 4 Millionen Unterführungen, weil irgendwelche wohlstandsverblödete Jammerlappen damit überfordert sind, ein Bahngleis fehlerfrei zu überqueren.
So ändern sich die Zeiten….
Nicht ganz der genaue Drehort, aber die Strecke ist seit 2018 außer Betrieb und inzwischen teils extrem zugewachsen ! Auch bei folgenden Bildern der Drehorte von damals waren oft Kompromisse nötig, um überhaupt etwas auf das Foto zu bekommen.
Ab 0:47:28 kommt der Zug vor einem “Halt” zeigenden Signal zum Stehen.
Das Kaninchen entkommt durch eine offene Tür, Harry verfolgt es bis unter den Zug, der dann wieder anfährt — eine Szenenfolge, die bei den heute üblichen Türblockierungen und Niederflurfahrzeugen völlig unmöglich wäre…
Diese Stelle liegt bei Kilometer 85,5 beim Weiler Leitl.
Hier habe ich sogar die Gleisseite wechseln müssen – das Bahnübergangüberwachungssignal, welches im Film völlig frei in der Landschaft steht, ist hier halblinks im Gebüsch schwach sichtbar.
Das Hauptsignal, vor dem der Zug zum stehen kommt, war mit Sicherheit nicht das Einfahrsignal von Gangkofen!! Dazu stand das Signal viel zu weit vom Bahnhof entfernt. Es wurde für die Filmaufnahmen temporär hier hingestellt.
Harry kann daraufhin mithilfe eines XXL-Fahrrades + dessen Besatzung den Zug an einer Überführung einholen, wo er auf das Dach des Zuges springt. (ab 0:50:17 )
Die zztl. neugebaute Überführung steht bei einem ehemaligen Bahnwärterhaus am Kilometer 84,7.
Die einseitige, bewaffnete Auseinandersetzung mit “Pater Benno” auf dem Dach des Zuges entstand in dem direkt nördlich anschließenden Einschnitt; der heute bis zur Unpassierbarkeit verwuchert ist….
….auch der Bahnübergang “Thambach 3” beim Weiler Giglberg ist bei 0:51:28 gut zu sehen.
Harry fällt vermeintlich hinter den Zug, er kann sich aber festhalten und fährt auf einem Puffer sitzend bis Lausanne….  Diese Einstellung bei 0:51:48 entstand direkt an der Strassenunterführung nahe Hofthambach, Kilometer 84,0
Lausanne

Alle Einstellungen vor dem Bahnhof entstanden in Lausanne,
während die Szenen im Bahnhof in München HBf gedreht wurden.


weitere Infos / Karten: www.bdyg.de

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